"Kunstsammlern wird nachgesagt, ja zwanghaft, mitunter sogar wahnsinnig... Sammeln ist wie eine Liebesaffaire, es bedeutet, Entdeckungen in einem großem Versteckspiel zu machen."
Das aktuelle Kunstgeschehen stellt sich als ein sehr komplexes Gebilde aus Künstlern, Museen und Vermittlern, Galerien und Auktionshäusern sowie Käufern und Sammlern dar und wird durch regen Austausch all dieser lebendig gehalten. Immer häufiger werden private
Kunstsammlungen in irgendeiner Form öffentlich zugängig gemacht, um sie in Kommunikation mit Betrachtern weiter zu entwickeln.
Seit Anbeginn der Menschheit ist der Sammeltrieb fest im Menschsein verankert. Lediglich die Sammelgebiete und Sammelmotive veränderten sich. Wurde ursprünglich zu Überlebenszwecken gesammelt, war das Sammeln im Mittelalter Zeichen von Macht und Repräsentation.
Heute stehen vor allem die Freude am Objekt und die Leidenschaft im Vordergrund. Damals wie heute ist jede Sammlung Ausdruck einer ganz speziellen Sammlerpersönlichkeit. Kunstsammler, besonders jene von Gegenwartskunst, zeichen sich insbesondere dadruch aus, dass
sie aufgeschlossen und offen für neue Erfahrungen sind.
Private Kunstsammler folgen sehr unterschiedlichen Motiven. Dies weiß auch Kunstfreund und Galerist Eugen Lendl. Seit vierzig Jahren vertritt er zeitgenössische internationale und lokale Künstler, seit 1986 auch in seiner Galerie. Manche der Künstler begleiten ihn
seit seinen Anfängen. Er sei, sagt der Galerist, von seinen Künstlern mitentwickelt worden. Den Blick immer nach vorne und weit über die Grenzen hinaus gerichtet und im Wahrnehmen neuer Generationen, hat sich Lendl trotz Veränderungen am Kunstmarkt die Liebe und
Leidenschaft zur Kunst bewahrt. Das Konzept der Galerie ist auch getragen von einem konsequenten und ungebrochenen Vertrauen Eugen Lendls in das kommunikative Potenzial künstlerischer Artefakte. Mit seiner Galerie schafft Lendl auch Platz für Kommunikation und die
Begegnung zwischen Künstlern und Sammlern.
Mit der in der Ausstellung gezeigten Sammlung lenkt Eugen Lendl den Fokus aber auch auf die Druckgrafik "Alter Meister".
Der Grafiker Erwin Lackner verkörpert beides. Als Sammler zeitgenössischer Kunst weiß Lackner: "Gute Kunst hat Bestand und - was mir auch wichtig erscheint - sie drückt ein Empfinden der Zeit aus, in der sie gemacht wurde." Als Kunstschaffender umgibt er sich seit Jahren mit Kunst, lebt mit ihr. Nun transformiert er seinen "privaten" Kunstraum in die Öffentlichkeit und ermöglicht einen Blick in die Sammlung, die durch seine subjektive Sicht auf das aktuelle Kunstleben geprägt ist. Erwin Lackner ist als Künstler u.a. mit seinen grafischen Serien "Strichflächen" sowie mit seiner Miniaturinszenierung "CopyJam" vertreten.
In der Ausstellung beziehen sich die Positionen Künstler, Sammler und Galerist dialogisch aufeinander und ermöglichen einen spannenden Austausch zeitgenössischer künstlerischer Positionen sowie die Begegnung österreichischer Ikonen der Gegenwartskunst.